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Rosenhauer kehrt zurück

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Der Trachauer Maler Theodor Rosenhauer (1901-1995) ist unter die Lebenden zurückgekehrt. Jedenfalls schien er fast körperlich gegenwärtig zu sein bei der Aktion des Vereins am vergangenen Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals. (Der kurze Filmausschnitt zeigt Rosenhauer vor Alttrachau 29; Dokumentarfilm für das Fernsehen um 1990, Titel/Produktion/Jahr unbekannt.)

In diesem Jahr stand der Tag – sehr passend – unter dem Motto „Farbe“.

Ankündigung der Rosenhauer-Aktion am Tag des offenen Denkmals 2014
Ankündigung der Rosenhauer-Aktion am Tag des offenen Denkmals 2014

Viele waren gekommen, um mehr über die Idee eines Rosenhauer-Museums in dem kleinen Fachwerkhaus am Anger von Alttrachau / Ecke Gaußstraße zu erfahren. Schon um zehn Uhr früh drängten sich die ersten Interessenten. Bis zum Ende des Tages stieg die Zahl auf rund zweihundert Besucher an. Wegen Verzögerungen beim Eigentumsübergang und akuter Einsturzgefahr war ein Betreten des Grundstücks entgegen der Ankündigung doch nicht möglich. Aber eine günstig stehende Leiter bot zumindest die Chance, einen Blick über das Tor in den überwucherten Hof zu erhaschen.

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Sehenswertes war dafür gleich gegenüber in Hensels Garten aufgebaut. Geschützt vor Regenschauern, luden in einem geräumigen Zelt Postkarten und Kataloge zum Stöbern ein, dazu Mappen mit historischen Aufnahmen und Bildern von einer Begehung des baufälligen Häuschens im Frühjahr 2014. Auf einem Schoßrechner liefen zwei kurze Dokumentationen über Rosenhauer, die um 1990 für das Fernsehen produziert worden waren. Dazu konnte man sich an Broten und Kuchen, Saft und Kaffee laben.

Anstelle von Führungen erläuterte die Vereinsvorsitzende Anja Osiander immer wieder gern, was das Besondere ist an dem Häuschen, dem Maler und dem Dorfkern mit den Hufewiesen dahinter:

  • Ein Häuschen, das immer noch steht.
  • Ein Maler, der mit großer Hingabe Motive des Alltags auf die Leinwand brachte und dabei Nuancen der Farbgebung schuf, die ihresgleichen suchen; zugleich ein Mensch, der ein langes Leben hindurch seinen eigenen Werte treu blieb.
  • Ein heute noch sehenswerter Anger samt bäuerlicher Flur, die zusammengenommen typisch sind für den Charme Dresdens als Stadt in der Landschaft.

Gegenwärtig wurd der Maler Rosenhauer an diesem Tag aber vor allem durch seine Werke. Ausgewählte Gemälde, in Übergröße auf PVC gezogen, schmückten Hoftor, Giebel, Umspannkasten und Zaun rund um das künftige Museum. Andere waren im Anger aufgestellt – dort, wo Rosenhauer das Motiv dafür gefunden hatte:

  • die Ecke Gaußstraße/Alttrachau
  • der Anger von Osten
  • die Bäckerei mit den kostbaren Brotlaiben
  • das Haus mit der Wohnung, in die er noch als Junge mit den Eltern gezogen war und in der er sein Leben verbrachte.

Das trübe Wetter ließ Realität und Phantasie ineinanderfließen, und die dunklen Farben Rosenhauers leuchteten umso stärker in die Seele der Betrachtenden hinein. Allen, die dieses Arrangement gesehen haben, wurde klar: Dieses Haus in Alttrachau und diese Bilder gehören zusammen!

Die Kulisse regte auch viele Erinnerungen an. Bald war der Straßenraum vor dem künftigen Museum erfüllt von Erzählungen. Es erzählten Menschen, die Rosenhauer noch erlebt haben. Etwa der Tischler Waldemar Braun, der viele Rahmen für ihn herstellte und ihm ein guter Freund war. Oder die Dame llse Meffert, die als Kind Modell für Rosenhauer gesessen hatte. Andere erzählten davon, wie sie das künftige Museum und aktuell verfallene Häuschen noch als Heimat erlebt hatten. Etwa der Schlosser Wolfgang Wittig, ein Wiesler der ersten Stunde, und die Dame Troll, geborene Sander.

Und dann gab es die Menschen, die mit einer vielsagenden Geste in die Brusttasche griffen und kleine bibliographische Kostbarkeiten herauszogen. Wußten Sie, daß es eine ausführliche Chronik zu Alttrachau aus DDR-Zeiten gibt? Und eine Sammlung von Schwänken aus Trachau, mit verschlüsselten Namen veröffentlicht als „Zwischen Lenz und Sommer“ von „Franziscus Nadler“, dem ehemaligen Dorflehrer, noch vor dem Ersten Weltkrieg verfaßt? Aus diesen wiedergefundenen Quellen entspinnen sich neue Motive für die Wiesler von heute.

Es war ein reicher Tag. Rosenhauer war da…

Wir danken!

  • … allen, die gekommen sind
  • … für rund vierhundert Euro(!) an Spendeneinnahmen für den Verein und das Projekt eines Rosenhauer-Museums
  • … den unermüdlichen Helfern im Hintergrund:
    Kati Denk, Susann Binder, Ronny Geißler, Ines Hoffmann, Jochen Lenz, Rüdiger Kubsch, Bettina Lau-Lange, Harro Harken
  • … besonders und herzlich für den Zuspruch durch die Familie Rosenhauer

Siehe auch: Rosenhauer-Aktion: Nachtrag

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