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Stadtrat beschließt Aufstellung eines B-Plans

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Es war ein ungewöhnlicher Moment im Dresdner Stadtrat. Da standen zwei, die in ihren Rollen anderswo fast immer gegeneinander kämpfen: eine Bürgerin, die Grün bewahren will, und ein Stadtplaner im Auftrag eines Investors. Hier aber ziehen sie an einem Strang und bitten den Stadtrat um Zustimmung für den Kompromiß, den sie in vielen Gesprächsrunden untereinander und mit der Stadtverwaltung sowie mit Vertretern des Stadtrates ausgehandelt haben.

Die handelnden Personen waren Anja Osiander für den Verein Hufewiesen Trachau und Klaus Bielenberg vom Büro Bielenberg Architekten als Vertreter der Eigentümerseite. Beide erhielten am 17. Mai 2018 als Gäste Rederecht im Stadtrat zum Tagesordnungspunkt „V 1934/17 Bebauungsplan Nr. 3028, Dresden-Trachau Nr. 6, Hufewiesen Alttrachau – Aufstellungsbeschluß“.

Die Bürgerin beschrieb in iherer Rede das Verhältnis zwischen Verein und Eigentümer so:
„Wir haben viel miteinander gesprochen, und wir haben gemerkt: Dem Anderen geht es nicht nur um die Durchsetzung der eigenen Interessen – auf Teufel komm raus! Sondern darum, etwas wirklich Gutes zu schaffen. Das war die Grundlage dafür, daß wir Vertrauen zueinander entwickeln konnten und daß wir jetzt gemeinsam vor Ihnen stehen und für diesen Kompromiß werben.“

Der Stadtplaner ergänzte:
„Es hat sogar Spaß gemacht!“

Die Stadträte honorierten das auf ihre Weise:
Ohne Gegenstimmen beschlossen sie, den B-Plan 3028 aufzustellen.


Abstimmung zur Aufstellung des B-3028 für die Hufewiesen: Nur die FDP enthält sich.

Fast sieben Jahre nach den heftigen Protesten vom Sommer 2011 gibt es damit eine neue Planungsgrundlage für die Hufewiesen. Dabei sollen im Westen auf maximal 2,4 ha Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen. Östlich des Flurstücks 167/4 soll auf etwa sieben Hektar öffentliches Grün entstehen. Damit entspricht der Beschluß des Stadtrates dem Kompromiß, den der Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain am 8. März gemeinsam mit Vertretern des Haupteigentümers des Geländes (ADLER Real Estate AG in Berlin) und Vertretern des Vereins Hufewiesen Trachau als Sprachrohr für die Bewahrung der bäuerlichen Kulturlandschaft auf den Hufewiesen in einer Pressekonferenz vorgestellt hatte.

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Die künftige Aufteilung der Hufewiesen laut Aufstellungsbeschluß für den B-3028. Katasterauszug des Stadtplanungsamtes mit Erläuterungen des Hufewiesen Trachau e.V. .

Alle weiteren Einzelheiten werden nun zwischen dem Verein und dem Stadtplanungsamt ausgehandelt. Vertreter des Vereins bleiben eng eingebunden. Auch die Bürger*innen sollen Gehör finden. Alle Interessierten sollen deutlich früher und deutlich umfangreicher Einblick in die Planungen bekommen, als das gesetzlich vorgeschrieben ist. Das ist dem Eigentümer wichtig, denn die bisherige Erfahrung hat gezeigt: Je offener die Gespräche schon im Vorfeld laufen, desto schneller kommt auch eine Einigung zustande. Unser Verein und die Planer und Verantwortlichen von ADLER wollen gemeinsam einen Vorschlag entwickeln, wie diese umfassende Bürgerbeteiligung konkret organisiert werden kann.

Die weitere Zeitplanung sieht so aus:

  • Ende August 2018 beraten die Umweltbürgermeisterin, der Verein und der Haupteigentümer darüber, wie die Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des künftigen Bürgergrüns organisiert werden kann.
  • Bis Ende des Jahres 2018 soll die Feinplanung für den Bebauungsplan stehen, so daß ein Entwurf öffentlich ausgelegt werden kann.
  • Dann schließen sich die Auswertung aller Stellungnahmen von Bürger*innen, Anliegern und Trägern öffentlicher Belange an.
  • Schließlich beschließt der Stadtrat den Bebauungsplan, und ADLER und die Stadt einigen sich über die Übertragung der Grundstücke für das öffentliche Grün auf den Hufewiesen an die Stadt.

Im Moment rechnen wir damit, daß wir den ganzen Prozeß bis Mitte 2020 abgeschlossen haben werden, also in etwa zwei Jahren.

Hier zeigt sich mal wieder: „Gut Ding will Weile haben!“ Wir schaffen hier etwas, was die Stadtteile rund um die Hufewiesen für die kommenden Generationen prägen wird. Immerhin sind wir ja schon sieben Jahre unterwegs…

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Übrigens:

  • Die Debatte im Stadtrat zu diesem Beschluß ist auf Video dokumentiert (Achtung, Bildübertragung beginnt erst nach 13 Sekunden. Gesamtdauer: 38 Minuten, Beitrag des Vereins gleich zu Beginn).
  • Die Rede von Anja Osiander gibt es auch zum Nachlesen.
  • Dokumente zum B-3028 im Ratsinformationssystem
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